Im wilden Pelion

Aus allem stechen die Brombeerpflanzen heraus und geben Dornröschenorden im Kampf mit dem brutalen Dickicht der Steinpfade. Aber auch wenn man ein bisschen länger braucht, kommt man immer irgendwo an, auch wenn es da nicht weitergeht. Der Raubfischerhafen Kuluri, wo die Gebeine Xenophons liegen. Mizella, die Katzenbuckelbrücke, die Wreosschlucht, der versiegte Schlangenbrunnen, die Hirten und Köhler. Und überall lockt in der Tiefe das Meer. Türkisstrände. Miesmuscheln zum Mittagessen. Die Tage schwingen dahin...

Raubfischer

Der junge Hirte bei Veneton erzählt abends in seinem Mandri, seiner Wellblechhütte, Raubfischergeschichten. Einige haben abgerissene Hände und manchmal geht einer hops. Unten auf der Klippe von Agios Nikolaos fragten wir die Fischer, ob sie denn schon etwas gefangen hätten. "Ligo, ligo", "wenig, wenig", sagten sie. Später sahen wir ihre Dynamitfontänen auf dem Meer.

Badeausflug

Wir steigen ein Flusstal hinab. Das Bett ist von Wildschweinen durchstöbert und mit Schatten verwachsen. Feuchtkühle grüne Umschließung in der sonst wabernden Glut. Turmige Felsstürze, Zikadengebrüll, Geräuschteppich, Duftgeflecht. Klettern, Hangeln, Rutschen. Ein Brombeervorhang. Dann leises Rauschen. Unten angekommen, ausgezogen und nur mit Brille ins Wasser gestürzt. Rein macht Spaß, aber zurück muss man sämtliche Seeigelkliffs umfahren. Drinnen jedenfalls eröffnet sich eine von außen kaum wahrnehmbare Wasserwelt. Das Meer hält, was seine Farbe verspricht. Tauchen im stillen Blau. Alles ist schön. Wir stellen fest, dass deshalb so viele griechische Götter existieren, weil die überall drin wohnen.

Kloster Flamburi

Willkommen mit dem üblichen Kaffee, Ouzo, Lukumi und Gespräch. Später führen wir eine Mulikarawane weit durch Regenfälle und Buchenwald, um Zement, Klopapier und Stroh von der tot endenden Piste zu holen. Die Pausen werden mit Ouzo und Lukumi gefüllt. Der Mönch Wassili philosophiert: Das absolute Gottvertrauen macht unverwundbar gegenüber jeglichen Anfechtungen. Beim Gang über die hölzernen Gallerien des Klosters lauert Tiefe zwischen den morschen Bohlen. Ein großer Schuss Aberglaube lebt hier. Wundergeschichten. Die hölzerne Stundentrommel, die im Mondlichthof hämmert, ruft uns zum Gebet. Singende Lesungen in der Liturgie. Gold blinkt im spärlichen Öllicht. Eine Fledermaus flattert durch den um die Leuchter und Ikonen gelegten Weihrauch. Durch die bunten Scheiben wetterleuchtet es.

Baumstämme aus der Schlucht befördern. Diese schweißtreibende Arbeit hält uns noch einen halben Tag lang fest. Der Abt lädt uns ein, weitere drei Tage zu "relaxen". Er ist zufrieden mit uns und belohnt uns mit Salzfisch, Honig, Lukumi, Ofenbrot, Bergtee, mit Oliven, Wein, Trauben, Tzipuro, Gemüse, Kiwis und Feta.