Fotografieren

Fotografieren heißt zunächst neu sehen lernen. Mit dem Auge der Kamera gesehen wird das Bild unplastisch und in ein Viereck eingespannt. Linien, Schatten und Lichter erhalten eine neue Bedeutung. Es geht letztlich darum, die Summe der Situation zu ergründen, sie zuzuspitzen, zu verdichten. Wir müssen den Menschen, den Dingen, eine vom Üblichen abweichende Aufgabe und Verwendung geben. Und den Erscheinungen Bildfallen stellen, damit sie ihr Geheimnis preisgeben. Es geht darum, Begegnungen von Dingen aufzuzeigen, die das Gesichtsfeld öffnen. Alle Fotos sind genau. Keines ist objektiv, denn jedes enthält ein Stück Selbstportrait. Von dem gleichen Gegenstand kann man viele Aspekte wiedergeben, man kann ihn sachlich, romantisch oder dramatisch auffassen. Aber man kann ihn auch seiner ursprünglichen Bedeutung entkleiden und als eine abstrakte Form darstellen, die als solche neue Assoziationen und Gefühle wachruft.