Hardanger Vidda

Fridtjof Nansen, Polarforscher: Und es ist mir in der That beschieden, dieses große Abenteuer des Eises. Tief und rein wie das unendliche All, die ganze schweigsame sternblinkende Polarnacht, die Natur selbst in ihrer ganzen Tiefe, das Geheimniß des Lebens, der unaufhörliche Kreislauf des Weltalls, das Fest des Todes ohne Leiden, ohne Noth, ewig in sich selbst. Hier in dieser großen Nacht stehest du in all deiner nackten Einfalt, von Angesicht zu Angesicht vor der Natur; du sitzest andächtig zu Füßen der Ewigkeit und lauschest und du lernst Gott kennen, den Allwaltenden, den Mittelpunkt des Alls. Alle Räthsel des Lebens scheinen dir klar zu werden, und du verlachst dich selbst, daß du dich hattest mit Grübeln verzehren können; es ist alles so klein, so unaussprechlich klein...

Hardanger Vidda, Norwegen: Als wir benommen aus dem verbeulten Auto klettern, springt uns die Nacht mit 35 Grad Kälte an. 200 Kilometer Eiswüste liegen vor uns. Unsere Expeditionsvorbereitung wird nun unerbittlich auf die Probe gestellt. Wir graben nachmittags eine Schneehöhle, in der es recht warm ist: -5 Grad. Wir wachen im Schneesturm auf. Es ist ungewohnt, die nächsten 24 Stunden eingeschneit auf engstem Raum zu verbringen. Wir brechen dann doch auf, im so genannten "Whiteout", wo wir völlig in die Farbe weiß eingehüllt sind. Die abgestorbenen Nerven werden vielfach aufgewogen: Die ohrenbetäubende Stille, die Formen, das Singen des Eises unter den Schiern, die Erfahrung, wie kostbar und wie gefährlich flüssiges Wasser ist...